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Diese Sage stammt aus dem 9. bis 11. Jahrhundert.

                    

Auf dem Junkerberg bei Bode im Kirchspiel Hanstedt lag einst eine starke, durch Wall und Graben geschützte Burg, auf welcher ein alter Raubritter hauste. Er überfiel nicht nur die Krämer auf der Heerstraße, sondern stahl auch den Bauern manch schönes Stück Vieh. Die Bewohner der umliegenden Dörfer hätten dem Unhold schon längst gern das Handwerk gelegt, aber in der Burg wagten sie ihn nicht anzugreifen, und draußen war er nicht zu fassen; denn er ritt bald diesen, bald jenen Schleichweg, und deren gab es gar viele in der dicht bewaldeten, sumpfigen Umgebung der Burg. Manchmal täuschte der Schlaue seine Verfolger auch durch die Pferdespuren; denn ab und an ließ er den Gäulen die Eisen verkehrt aufschlagen. So machte er trotz seines Alters mit seinen Knappen einen Beutezug nach dem andern und wurde, da man ihn nie ertappte, mit der Zeit immer frecher.

Eines Tages ritt er gegen Abend allein durch das Brockhöfer Feld und traf dort ein hübsches junges Mädchen, das sich bei der Arbeit verspätet hatte, Als er die Jungfrau nach dem Wege fragte, gab sie ihm freundlich Auskunft. Sie ahnte nicht, dass sie den Boder Räuber vor sich hatte und hob, als er einen Lederhandschuh fallen ließ, denselben auf und reichte ihn dem Ritter. Da ergriff dieser sie bei der Hand, zog sie in den Sattel und sprengte im Galopp seiner Burg zu. Das Geschrei des entsetzten Mädchens verhallte ungehört und, soviel man auch nach dem Verbleib der Verschwundenen forschte: es fand sich keine Spur.

Jahrelang lebte das Mädchen in der Raubburg und vergoss manche Träne. Der Ritter behandelte es gut, aber von Freilassung wollte er nichts wissen. Es gefiel ihm zu gut, sich von zarter Frauenhand bedienen zu lassen. Endlich aber, als die Unglückliche immer trübseliger wurde, ließ er sich doch erweichen. Nachdem sie geschworen hatte, über ihre Gefangenschaft zu schweigen und zur bestimmten Zeit zurückkehren zu wollen, erhielt sie die Erlaubnis, ihre Angehörigen für einige Tage zu besuchen. Die Freude daheim war natürlich groß. Als aber die Eltern über den bisherigen Aufenthalt der Tochter nichts erfahren konnten und gar von ihr hörten, dass sie durch einen Eid zur Rückkehr gezwungen sei, da waren sie untröstlich. Sie sollten ihr liebes Kind abermals verlieren?

— es wieder ins Ungewisse hinausziehen lassen? Nein! das konnten und wollten sie nicht,

Der Kummer der Eltern brach der unglücklichen Tochter fast das Herz. Wie gern wäre sie geblieben! Aber um des Eides willen verließ sie doch zur bestimmten Stunde in stiller Nacht das liebe Vaterhaus. Heimlich, ohne Abschied, schlich sie hinaus. Niemand durfte sie sehen, wohin sie ging, aber den Weg wollte sie bezeichnen. Zu diesem Zweck trug sie einen Beutel in der Hand, der mit Buchweizengrütze gefüllt war und am unteren Ende ein kleines Loch hatte, aus welchem langsam Körnchen um Körnchen herauslief.

Mit Schrecken entdeckte die Mutter am Morgen die nächtliche Flucht der Tochter, Ihr lautes Jammern und Klagen weckte das ganze Haus. Die Nachbarn eilten herbei. Man suchte und forschte, aber die Mühe war vergebens; denn niemand bemerkte die Spur, welche das listige Mädchen hinterlassen hatte.

Am folgenden Tage ging ein junger Bauer, Bokelmann aus Arendorf, durch den Wald und sah, wie die Vögel einen schmalen Fußpfad entlang flogen und Grützkörner aufpickten. Er verfolgte den Weg und fand, dass er durch Sumpf und Morast zu einer im Gebüsch versteckten Geheimpforte der Raubburg auf dem Junkerberge führte. Von dieser merkwürdigen Entdeckung hörten auch die Eltern des verschwundenen Mädchens und wussten nun, da ihnen das Fehlen der Grütze bereits aufgefallen war, wo sie ihre Tochter zu suchen hatten. Als die Bauern in Brockhöfe und den Nachbardörfern von der Schandtat des Ritters hörten, kannte ihre Wut keine Grenzen. Wohl bewaffnet machten sie sich unter der Führung des jungen Arendorfers auf, um die Jungfrau aus den Händen des Räubers zu befreien.

Der Ritter erwies seiner Gefangenen nach deren Rückkehr noch größere Freundlichkeit denn zuvor, sie aber wartete stündlich auf ihre Befreiung. Voll Unrast horchte sie auf jedes Geräusch in der Burg. Sollte man ihr Wegzeichen nicht bemerkt haben?

Eines Tages schnallte sie gerade ihrem Zwingherrn das Wehrgehänge um, da entstand plötzlich Lärm im Burghof. Die Befreier waren da. Ehe der Ritter sich von seinem Schrecken erholt hatte, huschte sie hinaus und flüchtete sich in den Schutz der Bauern, welche bereits die Knappen überwältigt hatten. Inzwischen war es dem Ritter gelungen, aus der Burg zu entweichen; er wurde jedoch auf dem Arendorf er Feld eingeholt und erschlagen. Die Befreite führte man im Triumph nach Brockhöfe. Später wurde sie die Gattin des jungen Bokelmann. Sein Feld, auf welchem der Ritter erschlagen war, machte der Herzog zehntfrei (siehe auch Zehntherrschaft).

(Heinmüller: Heimatgeschichte Ebstorfs)

       

                                                 

Die Sage kann man sich auch anhören. Bitte auf das folgende Symbol

                         

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(Bild von Eva Linder: Heimatkalender Lüneburger Heide 1984 -
herausgegeben von Adolf Meyer, Cellesche Zeitung /
Schweiger&Pick Verlag) 

                                       

Noch heute ist der Burgwall von Bode zu sehen...

                                       

    

                                                        

(Samtgemeinde Ebstorf) - Karte - Google-Maps.

                                 

Die Hinweise stammen von Lutz Tetau - Heimatforscher und 

Autor "Moritz von Zahrenhusen" - aus Südergellersen / Lüneburg

mit "Geschichtsforschungen" aus dem Landkreis Uelzen und

dem (Alt-) Bezirk Lüneburg. 

Autor / Inhalte aus:

Stadt und Kreis Uelzen - Ein Heimatbuch (1950)

Meyer, Carl/Bath, Dr. Friedrich/Friedhoff, Wilhelm